Becherbach (Pfalz)
Basisdaten:
• Koordinaten: 49° 39′ N, 7° 41′ O
• Bundesland: Rheinland-Pfalz
• Landkreis: Bad Kreuznach
• Höhe: 337 Meter über dem Meeresspiegel
• Fläche: 10.85 km²
• Postleitzahl: 67827
• Ortsbürgermeister: Manfred Denzer (SPD)
Becherbach ist eine Ortsgemeinde im Landkreis Bad Kreuznach in Rheinland-Pfalz. Sie gehört der Verbandsgemeinde Meisenheim an.
Geographie:
Becherbach liegt in der Pfalz südlich von Meisenheim. Ortsteile sind die Dörfer Becherbach (ca. 550 Einwohner), Gangloff (etwa 275 Einwohner) und Roth (etwa 275 Einwohner). Zum Ortsteil Becherbach gehören auch die Wohnplätze Kirnbuscherhof, Römerhof und Rothenbaumerhof.
Geschichte:
Jungsteinzeitliche Funde wurden in Gangloff und Roth gemacht. Die römische Verbindungsstraße Bad Kreuznach-Otterberg führte über den Rossberg bei Becherbach und Gangloff. Eine nach Odenbach führende Abzweigung führte zwischen Becherbach und Roth vorbei, der in dieser Gegend verlaufende Weg heißt heute noch „Römerstraße“.
Auf dem Gipfel des Rossbergs wurden zwei quaderförmige Steine, die Mercurius und seiner Mutter Maia geweiht waren, sowie zwei römische Münzen und Ziegel samt Stempel gefunden. Diese Fundstücke sind alle verschollen.
In der Dorfkirche fand man einen römischen Grabstein, auf dem Friedhof von Gangloff einen Viergötterstein. In Roth wurden keine römischen Funde gemacht.
Die ganze heutige Ortsgemeinde stand unter der Herrschaft der Grafen von Veldenz, nach deren Aussterben der
Wittelsbacher (Herzogtum Pfalz-Zweibrücken bzw. Königreich Bayern).
Lange Zeit lag Becherbach an der Grenze zweier Staaten: Meisenheim, das zuvor zeitweise (wie auch heute wieder)
Becherbach als Verwaltungssitz übergeordnet gewesen war, gehörte zwischen dem Wiener Kongress 1815 und
Neugliederung Deutschlands in Länder 1946 zu Preußen bzw. vor 1866 zu Hessen-Homburg.
Die Grenze war damit nur etwa 7–9 km von den heute zur Ortsgemeinde gehörenden Dörfern entfernt.
Die Wahlergebnisse zur NSDAP überstiegen 1928 bis 1933 die durchschnittlichen des gesamten Reiches.
Demgegenüber schrieb die nationalsozialistische Zeitschrift „Der Stürmer“ April 1936, die Bevölkerung von
Odenbach, Becherbach und Umgebung sei in der „Judenfrage“ zum Teil noch „stark vernagelt und hinterm Mond
daheim“. Anlass war die Beerdigung einer Odenbacher Jüdin, die von verschiedenen (namentlich erwähnten)
Einwohnern der genannten Orte besucht worden war.
1954 bekam Becherbach die erste Wasserleitung, was der erste Schritt zur „Modernisierung“ des kleinen Dorfes war.
Die heutige Ortsgemeinde Becherbach entstand am 7. Juni 1969 durch Neubildung aus den zuvor eigenständigen
Gemeinden Becherbach/Pfalz (532 Einwohner), Gangloff (270) und Roth (274). Gleichzeitig erfolgte die
Ausgliederung aus dem Landkreis Kusel und die Neuzuordnung zum Landkreis Bad Kreuznach.[3]
Am 22. Januar 2011 musste die gesamte Bevölkerung evakuiert werden, da in einer Scheune neben
Maschinengewehren und Handgranaten große Mengen Sprengstoff gefunden wurden. Laut einem Polizeisprecher
war es „vermutlich“ die größte Menge Sprengstoff, die bundesweit je bei einem Privatmann gefunden wurde.
Bergwerkswesen:
Unter Herzog Wolfgang von Pfalz-Zweibrücken wurde 1546 das sogenannte „Odenbacher Flöz“ (Steinkohle)
entdeckt, das unter anderem in Reiffelbach gefördert wurde. In der heutigen Gemeinde Becherbach wurde dieser
Rohstoff nur in den Dörfern Gangloff und Roth abgebaut. Das Bergwerk in Roth stand mit dem Odenbacher
Bergwerk durch einen Gang in Verbindung, eines nahe bei Roth in der (Hollerbach) stand in Verbindung mit dem
Reiffelbacher Bergwerk. Untereinander gab es jedoch zwischen den Dörfern der heutigen Ortsgemeinde Becherbach
keine Verbindungsgänge. Im Ortsteil Becherbach wurde 1799 ein reines Kalkbergwerk an den südlichen Hängen in
Richtung Reipoltskirchen betrieben.
Religionen:
Die Einwohner sind vorwiegend evangelisch. Becherbach gehört seit 1975 zur Kirchengemeinde Odenbach,
die wiederum – als eine der nördlichsten Gemeinden – der Evangelischen Kirche der Pfalz zugeordnet ist.
Politik:
Gemeinderat:
Der Gemeinderat in Becherbach besteht aus zwölf Ratsmitgliedern, die bei der Kommunalwahl am 7. Juni 2009 in einer Mehrheitswahl gewählt wurden, und dem ehrenamtlichen Ortsbürgermeister Manfred Denzer als Vorsitzenden.
Sonstiges:
• Der Name „Becherbach“ stammt vermutlich von den Pechbrennern (mittelhochdeutsch und pfälzisch Becher,
Plural Becherer) ab, die dort früher arbeiteten. Der Name „Gangloff“ kommt von St. Gangolf; der in Deutschland recht häufige Name „Roth“ weist auf eine Rodung hin.
• Das Wappen Becherbachs entstand 1952 aus einem Symbol für die Namensgeber Becherbachs, die Pecher, dem Pechkorb, und den Farben von Pfalz-Zweibrücken, rot und gold. Ein inoffizielles Wappen Roths besteht aus
einem auf einem Dreiberg stehenden Baum sowie zwei gekreuzten Bergwerkshämmern links und einer
Pflugschar rechts, während Gangloff im Wappen des dort ansässigen Dudelsackbläser-Vereins „St. Gangolf Pipes and Drums“ durch ein Bild St. Gangolfs, ein Ross für den zwischen Becherbach und Gangloff gelegenen Rossberg
und einen heiligen Brunnen symbolisiert wird.
• Das einzige größere nichtkirchliche Fest in Becherbach ist die „Kerb“, die von Freitag bis Montag – mit einem
Umzug am Sonntag – am ersten Septemberwochenende gefeiert wird. Auch die anderen Ortsteile haben zu etwa
derselben Zeit ihre eigene Kerb.
• Becherbach wird oft mit dem ebenfalls im Landkreis Bad Kreuznach liegenden Becherbach bei Kirn verwechselt.
• Gangloff hat einen eigenständigen Fußballverein, der auch in der Jugendarbeit aktiv ist.
Literatur
• Literatur: Walter Schitter, „Becherbach, Gangloff und Roth: Chronik dreier Dörfer“, herausgegeben von der Gemeinde
Becherbach 1992.
Quelle: www.wikipedia.de